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Scheinflughafen
in Kommandantur der Luftwaffe (1936 - 1945) 16.11.2010 09:51von Pirolataler • 601 Beiträge
Moin allerseits!
Auf Langeoog gab es während des Zweiten Weltkrieges einen sog. "Scheinflughafen", der sich östlich vom Dorf Richtung Große Schloop / Hellerwiesen befand. Auf der Homepage des Bunkermuseums Emden (http://www.bunkermuseum.de) findet man eine detailreiche Auflistung der verzeichneten alliierten Bombenabwürfe auf die Insel, deren erster für den Abend des 31. Mai 1940 vermerkt ist. Zu diesem Termin wurde ebenjener Scheinflughafen angegriffen, was allerdings nur zu Flurschäden führte.
Wer weiß mehr zum Thema? ... Gibt es erkennbare Überbleibsel vor Ort? Eventuell auch noch Photos?
Peace,
Pirolataler
"Das Paradies pflegt sich erst dann als Paradies zu erkennen zu geben, wenn wir daraus vertrieben wurden." (Hermann Hesse)
RE: Scheinflughafen
in Kommandantur der Luftwaffe (1936 - 1945) 25.08.2012 04:25von KKKIEL • 72 Beiträge
Scheinflughäfen oder "Dummy Airfields" gab es entweder bei Kriegsbeginn als geometrisch
geformte Strukturen, die sich deutlich von der sie umgebenden Vegetation und Landschaft in
Form und Farbgebung abhoben. Oft wurde auch noch versucht Bodenanomalien so darzustellen,
daß aus größerer Höhe und nicht allzu genauer Betrachtung, eine oder mehrere Lande- bzw.
Startbahn(en) vorgetäuscht wurde(n). Oder, mit fortschreitendem Kriegsverlauf und Verlust
der Luftherrschaft über dem Reichsgebiet, Scheinflugplätze zu "wirklichen Fliegerhorsten"
wurden, nur eben ohne kriegsrelevantes Material. Auf diesen hergerichteten Feldflugplätzen,
bestanden alle aufgebauten Hallen.-, Häuser.- und Flugzeugattrappen aus Sperrholz und Pappe.
Eine kleine Stammbesatzung täuschte durch regelmäßige Positionsveränderung der Flugzeug.-
und Kfzdummies einen regen Flugbetrieb vor. Im Fall von Langeoog, wenn ich das Luftbild
betrachte, dürfte aber spätestens mit Fertigstellung der doppelten, betonierten Rollwege im
Norden und Süden des Platzes, ein Scheinflugplatz Makulatur gewesen sein. Was das ist, sieht
selbst ein Laie mit einer gelbe Dreipunktbinde.
Auch über die vermeintlichen Angriffe auf den Scheinflugplatz bin ich im Zweifel. Mit einer
Handvoll Maschinen im Angriff gegen Langeoog und dann noch im Tiefflug? Es war in jenen
Tagen von der RAF vorgegeben, daß Maschinen, die nicht über dem eigentlichen Zielgebiet zum
Bombenabwurf kamen (aus welchem Grund auch immer), sich ein neues Ziel suchten und ihre
Fracht nicht einfach in die Nordsee entluden. Das neue Ziel konnte eine Straßenkreuzung, ein
Bahnhof, eine Fabrik, ein Kirchturm oder ein Dorf sein, egal was auf dem Rückflug zu finden
war. Außerdem mußten die Tommies die gefährliche Fracht und das zusätzliche Gewicht
schnellstens loswerden, falls man auf dem Rückweg zum Heimathorst von Jägern angegriffen
wurde. In wieweit die Bomben auf Langeoog nun gezielte Angriffe oder Notwürfe verflogener
Besatzungen sind, kann ich nicht sagen, dazu müßte man die Bordbücher der beteiligten
Maschinen/Staffeln durchsuchen.
Im Bildausschnitt von 1944 eingekreist 2 vermutliche Bombentreffer (allerdings älteren
Datums, da ohne sichtbaren Auswurf). Das helle Feld, der Scheinflugplatz?
RE: Scheinflughafen
in Kommandantur der Luftwaffe (1936 - 1945) 26.08.2012 17:04von Lutz • 54 Beiträge
31.05.1940
Regen. - 1.55 Uhr Alarm. Über langeoog steht eine Leuchtbombe, es fallen 61 Brandbomben und drei Sprengbomben auf den Scheinflugplatz. Die Stabbrandbomben fallen alle auf eine Fläche von 165x33 m, die Sprengbomben unmittelbar daneben. Schaden entsteht nicht.
Langeoog. - Etwa drei km östlich des Ortes befindet sich im "Großen Schloop" ein Scheinflugplatz. Als in der letzten nacht feindliche Flugzeuge im Anflug waren, wurde die elektrische Randbeleuchtung für kürzere Zeit wiederholt eingeschaltet, um den Feind irre zu führen und seine Bomben nutzlos abwerfen zu lassen. Etwa um zwei Uhr früh griff ein englisches Flugzeug den Platz im Tiefflug aus etwa 100 bis 120m Höhe an, wobei es 61 Brandbomben sowie zwei kleine Sprengbomben abwarf. Letztere fielen unmittelbar neben den Fahrweg zum Ostende und beschädigten die Telephonleitungen. Die Sprengtrichter sind 3 bis 5 m breit und 1 1/2 m tief. - Die auf dem Platz beschäftigte Mannschaft blieb unverletzt.
Aus: "Zeugnisse aus unheilvoller Zeit" von Hans-Jürgen Jürgens; Seite 121
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